Lesen, Schreiben und Rechnen lernen gehören zusammen

Alphabetisierungs-Projekt bei den Partnern in Tansania

Kirchenkreis Gütersloh. Seit Sommer 2021 unterstützen der Evangelische Kirchenkreis Gütersloh ein Alphabetisierungsprogramm für Erwachsene im Partner-Kirchenkreis Murongo in Tansania, wo bis zu 90 Prozent der Erwachsenen nicht lesen können. Brot für die Welt hat dieses Projekt ebenfalls finanziell unterstützt. Die einzelnen Kurse finden in den Kirchen oder unter freiem Himmel statt. Lehrerinnen und Lehrer wurden dafür qualifiziert und Lehrmaterial wurde angeschafft.

Seit dem Start haben mehrere hundert Menschen an den Kursen teilgenommen und die ersten haben sie auch schon mit einem staatlich anerkannten Zertifikat erfolgreich abgeschlossen. Organisiert wird dieses Projekt vom Superintendent Rev. Godfrey Kagashani des Kirchenkreises Murongo und der Karagwe Diözese in Tansania.
Im vergangenen Frühsommer hat – im Rahmen einer Partnerschaftsreise nach Deutschland – Rev. Kagashani dieses Projekt sehr beeindruckend vorgestellt. Neu für die deutschen Partner war, dass es nicht nur um das Erlernen von Schreiben und Lesen geht, sondern auch um die Vermittlung von Kisuaheli. Wer als Jugendlicher in Tansania nicht zur Schule gegangen ist, spricht oft nur den eigenen Stammesdialekt, aber nicht die Amtssprachen Kisuaheli oder Englisch. Außerdem werden Grundkenntnisse im Rechnen vermittelt, was beim Kaufen und Verkaufen Sicherheit vor Übervorteilung gibt.

Insgesamt ist dies ein beeindruckendes Projekt, das den Menschen hilft, aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. "Ich kann jetzt selbst in der Bibel lesen und in der Gemeinde mehr Verantwortung übernehmen", sagt ein Teilnehmer. „Ich kann jetzt bei den Wahlen den Wahlzettel selbst lesen und meine Stimme abgeben", ein anderer. „Ich kann meine Geheimnisse bewahren, denn ich brauche keinen mehr, der mir meine Post vorliest", betont eine Teilnehmerin. „Ich werde auf dem Markt oder bei Geschäften nicht mehr betrogen, weil ich jetzt rechnen kann", eine weitere. 

Im Sommer 2024 plant der Gütersloher Partnerschaftskreis eine Reise nach Tansania, bei der auch der erste Durchgang dieses Projektes ausgewertet und ein zweiter vorbereitet werden sollen. 

Im Vollzug dieses Projektes wurde noch ein anderes Problem viele Menschen in Tansania deutlich:  Sie können schlecht sehen und brauchen eine Brille. Die Organisation "Ein-Dollar-Brillen" vermittelte den Kauf von vielen Gestellen und vielen unterschiedlichen Linsen, die an die Partnern geschickt wurden. Ein Augenarzt vor Ort passt sie an und ein Techniker wird Gestelle und Gläser montieren.        (kkgt)