Wenn Armut Alltag ist

Aktion „Durch uns gehalten“ der Diakonie Gütersloh e.V.

Brenda Floringer (9 Jahre) und Justin Preusche (5 Jahre) wollen die Kletterwand bezwingen, Karin Berberich und Uwe Berberich helfen. Foto: Marianne Borgelt

Gütersloh. Gibt es arme Menschen in Gütersloh? Gibt es Menschen, die nicht regelmäßig warm essen können, die nicht regelmäßig ein Dach über dem Kopf haben? Antworten auf diese Fragen gaben jetzt Sozialdezernent Joachim Martensmeier, Hergen Bruns vom Vorstand der Diakonie Gütersloh e.V. und Inge Rehbein als Gründerin der Suppenküche vor der Martin-Luther-Kirche.

 

Anlass war die Aktion „Durch uns gehalten“, mit der diakonische Wohnungslosenhilfe und Suppenküche auf das Schicksal wohnungsloser Menschen hingewiesen haben. Sie zählt zu den Aktionen, mit denen Einrichtungen aus fünf ostwestfälischen Städten bis Anfang Dezember die Situation armer Menschen aufzeigen. Eine Kletterwand vor der Kirche sollte symbolisieren, dass es Einrichtungen gibt, in der Menschen getragen oder gehalten werden. Jeder durfte probieren, bis an die oben aufgehängte Glocke zu klettern. Die Hühnersuppe der Suppenküche war so begehrt, dass sie eine Stunde vor Ende der Aktion ausverkauft war.

 

In der Suppenküche bekommen Erwachsene und Kinder warme Mahlzeiten und können sich kostenfrei ärztlich untersuchen lassen. Das Rahmenprogramm gestalteten der Posaunenchor Stadtmitte und die russische Tanzgruppe Obras. Aktuell sollen siebzig Menschen in Gütersloh kein Dach über ihrem Kopf haben. Wer sich im Rathaus anmeldet, kann in einer Notunterkunft schlafen. Das greift während der Öffnungszeiten. Inge Rehbein erlebt immer wieder, dass Menschen für die Nacht kein Bett hatten. Darauf ist sie eingerichtet. „Sie bekommen eine große Tasche mit Iso-Matte, Schlafsack, Wäsche, Decke und Frühstück“ sagt sie, „dann können sie eine kühle Nacht im Park überstehen“. Am nächsten Tag sollen sie sich im Rathaus melden.

 

Durchschnittlich 350 Menschen suchen jährlich Rat und Hilfe in der Wohnungslosenhilfe. „Wer keine Adresse hat, hat auch keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld II“ sagt Volker Heinrich von der Diakonie. Damit Obdachlose postalisch erreichbar sind, dürfen sie die Anschrift dieser Einrichtung verwenden. Jedes Jahr könne Wohnraum für etwa sechzig Personen vermittelt werden, es seien jedoch zu wenig kleine Wohnungen für einzelne Personen vorhanden. Arbeitslosengeld II-Bezieher dürften nur 45 Quadratmeter bewohnen. Hergen Bruns und Joachim Martensmeier versprachen, für das Weihnachtsfrühstück für Obdachlose am 16. Dezember zu kochen und zu backen.

mab