„Einen kleinen Deal mit Gott gemacht“

Theologiestudent Mathis Goseberg absolviert ein Gemeindepraktikum in Herzebrock

Vor der Kreuzkirche: Mathis Goseberg (rechts) mit seinem Mentor Pfarrer Michael Hayungs. Foto: Kerstin Jacobsen

Herzebrock-Clarholz. Noch bis Ende der Woche ist Mathis Goseberg in der Evangelischen Versöhnungs-Kirchengemeinde Rheda-Wiedenbrück zu Gast. Der 25-jährige Theologiestudent absolviert bei dem Herzebrocker Pfarrer Michael Hayungs ein sechswöchiges Gemeindepraktikum. Das Praktikum ist für angehende Pfarrerinnen und Pfarrer vorgeschrieben.

Den Alltag einer evangelischen Kirchengemeinde kennt Mathis Goseberg seit seiner Kindheit. „Meine Mutter ist selbst Pfarrerin“, erzählt der gebürtige Lüdenscheider. „Ich bin in der Gemeinde groß geworden und habe früh in der evangelischen Jugendarbeit mitgearbeitet.“ Noch während der Schulzeit habe er mit dem Gedanken gespielt, Theologie zu studieren. „Und dann habe ich mit Gott einen kleinen Deal gemacht“, erzählt er augenzwinkernd. „Wenn ich das Abi schaffe, werde ich Pfarrer!“ Er schaffte das Abi, und während eines Jahrespraktikums in seiner Heimatgemeinde Oberrahmede festigte sich Gosebergs Berufswunsch. Nach dem Grundstudium an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel wechselte er vor zwei Semestern an die Universität Heidelberg.

Trotz seiner Vorerfahrung ist das Praktikum für Goseberg alles andere als langweilig: „Die Gemeinde ist ländlicher, es gibt mehrere Gottesdienststätten, der Kirchenkreis ist riesig - alles ganz anders als Zuhause.“ Gemeinsam mit Pfarrer Hayungs besucht der Student Kranke, Geburtstagsjubilare und Tauffamilien. Er hat an Presbyteriumssitzungen und Pfarrkonferenzen teilgenommen. Auch beim Block-Konfirmandenunterricht und dem Vorstellungsgottesdienst der Konfirmanden hat Goseberg seine Fähigkeiten eingebracht. Nur auf der Kanzel war der angehende Pfarrer nicht zu sehen. „Ich habe schon ein paar Mal gepredigt. Jetzt ist es mir wichtiger zu verstehen, wie Gemeinde funktioniert. Denn deren Strukturen habe ich vorher gar nicht richtig wahrgenommen.“ Zu Presbytern seiner Heimatgemeinde etwa habe ein freundschaftliches Verhältnis bestanden. „Jetzt ist mir erst klar geworden: Kirchmeister zu sein ist ja ein richtiger Job!“

Von Mentor Pfarrer Hayungs fühlt sich Goseberg bestens betreut: „Der Michael ist super organisiert. Ich lerne viel von ihm.“ Der Angesprochene grinst. „Für mich ist das Praktikum auch spannend“, sagt Hayungs. „Ich bekomme durch Mathis eine Reflexion meiner Berufspraxis. Und – das klingt jetzt vielleicht kitschig: In ihm erkenne ich mich selbst als jungen Mann wieder.“

kj