„Ich bin traurig – und das ist okay!“

Projektwoche der Evangelischen Kirchengemeinde Neubeckum und der Roncalli-Schule

Schülerinnen und Schüler der Roncalli-Grundschule beschäftigten sich eine Woche lang mit dem Thema Tod und Trauer. In einer Sendung am Buß und Bettag im WDR 5 präsentieren sie unter anderem den von ihnen kreativ gestalteten Sarg. Foto: privat

Neubeckum. „Habt ihr schon mal einen Sarg bemalt?“, fragte Bestatter Wolfgang Schweitzer, als er die Gruppe der Roncalli-Grundschule begrüßte. Gemeinsam mit Pfarrer Hendrik Meisel und ihrer Schulleiterin Camilla Stoelzel haben sich die Schülerinnen und Schüler Ende Oktober auf eine besondere Reise gemacht. „Es ging um Tod und Trauer“, erzählt Schülerin Victoria, „darum sind wir beim Bestatter und auf dem Evangelischen Friedhof in Neubeckum gewesen“. Ein Element dieser Projektwoche war das gemeinsame Bemalen eines Sarges im Bestattungshaus Huerkamp. 

Was zunächst vielleicht ungewöhnlich klingt, ist im Kontext der Trauerpädagogik eine wichtige Methode, um hoffnungsvolle und Mut machende Symbole mit einem Sarg als Element einer Bestattung, zu verbinden, erläutert Pfarrer Meisel. Begleitet hat diese Projektwoche Redakteurin Julia-Rebecca Riedel vom Evangelischen Rundfunkreferat in NRW. Aus den Berichten und Interviews aller Beteiligten entstand eine 30minütige Sondersendung, die am Buß- und Bettag, 17. November, um 19.30 Uhr auf WDR 5 gesendet wird. „Ohne konkreten Anlass können die Schülerinnen und Schüler hier beim Sargbemalen kreativ und persönlich ausprobieren, was unter Umständen bei einem Trauerfall in der Familie hilft“, erzählt der Pfarrer weiter. Anhand der Symbole und Bilder, die die Kinder auf den Sarg malten, wurde schnell klar, was Kraft gibt in Momenten von Tod und Abschiednehmen. So finden sich auf dem hellen Kiefernholz leuchtend rote Herzen, Kreuze, Kerzen, ein Sonnenuntergang, ein Lebensbaum und sogar eine Kirche sowie eine Mosche. 
Gemeinsam mit Trauerbegleiterin Ulla Huerkamp vom Bestattungshaus gaben die Kinder so ihrer Kreativität Raum. Alles, was in einer schweren Situation wie dem Tod helfen kann, hat Platz auf dem Sarg, z. B. ein Clown, den Amy gemalt hat: Er stehe für das Freudige und Schöne, an das man sich erinnert, denn Clowns machten ja meistens Spaß. Schulleiterin Camilla Stoelzel war von der Idee dieser Projektwoche begeistert. „Für die Kinder ist es wichtig, sich mit diesem Thema zu beschäftigen und auch ihre Fragen zu stellen“, stellt sie fest. Alle mitgebrachten Fragen beantworteten Bestatter und Pfarrer gemeinsam. 
Am letzten Tag der Projektwoche und als Abschluss der Aktion, ging es gemeinsam auf den Evangelischen Friedhof in Neubeckum. Die Schülerinnen und Schüler konnten bei einer Rallye diesen Ort entdecken und die vielen verschiedenen, besonders die naturnahen Bestattungsmöglichkeiten, kennenlernen. Auch hier gab es wieder viele Fragen: Darf hier jeder beerdigt werden? Wie tief muss gebuddelt werden, um Sarg oder Urne zu bestatten? Ob der Pfarrer gerne hier ist, wurde auch gefragt. Hendrik Meisel stand Rede und Antwort und zeigte seinen Lieblingsplatz an diesem ruhigen und friedvollen Ort, dem Friedhof. 
Als Abschluss vergruben alle gemeinsam viele Zwiebeln von Frühjahrsblühern. Sie stehen für die christliche Hoffnung, dass nach dem irdischen Tod noch etwas kommt. Dass es ein Leben in anderer, neuer Form gibt, und dass Christinnen und Christen darauf vertrauen, dass die Verstorbenen bei Gott geborgen sind. Als Zeichen dieser Hoffnung sollen im nächsten Frühjahr an verschiedenen Orten auf dem Evangelischen Friedhof Tulpen, Narzissen, Hyazinthen und viele weitere Blumen blühen, gepflanzt von Schülerinnen und Schülern der Klassen 4 a und b der Roncalli-Schule in Neubeckum. 
Am 17. November gibt es alle Eindrücke und Berichte vom Sargbemalen und Tulpenzwiebeln-Pflanzen direkt zum Nachhören um 19.30 Uhr auf WDR 5.         (hm)