Menschenfischer im Haifischbecken

Theatergruppe „Rostfrei“ brilliert mit „Petrus in Rom“ im Johannes-Gemeindehaus Quelle

Selbst im Kerker vertraut Petrus (Mitte, sitzend) auf Gott. Foto: Kerstin Jacobsen

Quelle. Rom: Hier schmieden die Reichen und Mächtigen Koalitionen und Intrigen. Die ewige Stadt ist Schaubühne der Weltpolitik und des internationalen Handels. Und ebenso Sammelplatz der Enttäuschten und Rechtlosen, der Verlierer aus aller Herren Länder. Hier hat Friedrich M. Rueß sein sechstes Theaterstück angesiedelt. Mit drei Aufführungen von „Petrus in Rom“ brillierte die Theatergruppe „Rostfrei“ im Johannes-Gemeindehaus.

 

So könnte es gewesen sein: Aus der fernen Provinz Palästina bringt Petrus (Jürgen Handwerk) eine völlig neue Botschaft in die Metropole Kaiser Neros: Gott liebt alle Menschen ohne Unterschied, auch die Ausgestoßenen sind sein Ebenbild! Zuerst hören ihm die Armen zu. Vidua (Christine Hahn) schlägt sich als (angeblich) blinde Wahrsagerin durch, Aleatorius (Ulla Winkelmann) betrügt beim Würfeln.

 

Auch Sara (Romy Brinkmann), Sklavin der edlen Oktavia (Elken Dreier) ist fasziniert von dem einfachen Fischer, der von Freiheit und Erlösung spricht. Sie weckt die Neugier ihrer Herrin. Als die Gattin des Consuls Severus (Ralf Climt) ihn in ihr Haus einlädt, gerät Petrus ins Visier der Mächtigen. Den habgierigen Senatoren Claudius (Carsten Ledwa) und Julius (Matthias Dreier) kommt der fremde Wanderprediger mit seiner revolutionär klingenden Lehre gerade recht für ihre finsteren Pläne. Diesem Haifischbecken wird der Menschenfischer nicht mehr entkommen. Doch noch im Kerker stiftet er Versöhnung, die gute Botschaft ist nicht mehr aufzuhalten.

 

Es sind wieder Urthemen der Menschheit, die Autor Rueß und Regisseurin Trude Hausmann auf die Bühne bringen: Liebe und Hass, Treue und Verrat, Selbstsucht und Hingabe. Trotz wallender Gewänder wird das Stück immer wieder beklemmend aktuell. Etwa dann, wenn Claudius die Leitkultur durch Überfremdung bedroht sieht und mitleidlos fordert: „Das Pack muss weg!“ Ähnliches ist heute noch von Politikern zu hören.

 

Manches sprechen die Protagonisten in Reimen. „Eigentlich hatte ich das Stück als Musical geplant“, verrät Rueß. „Aber dafür hätten wir einen Chor gebraucht.“ Also habe er den Text schweren Herzens umgeschrieben - „bis auf ein paar Stellen, da ging mir die Musik nicht aus dem Kopf“. Seit September hat „Rostfrei“ das Stück einstudiert. Zu den elf Sprechrollen kamen fünf „Straßenkinder“, die Queller Grundschulkinder spielen.

 

Mit seiner Rolle hat sich Matthias Dreier gründlich auseinandergesetzt. „Julius hasst Petrus nicht wegen seiner Lehre“, erzählt er. „Er hält es nicht aus, dass er ihm seine Geliebte Octavia entfremdet.“ Der Pfarrer hat sichtlich Spaß daran, den Fiesling zu geben. Auch die übrigen Laienschauspieler begeistern durch Spielfreude. „Die Gruppe wird immer besser“, freut sich Pfarrer Carsten Ledwa. „Auch das Bühnenbild war noch nie so gut.“

 

Noch zwei Mal heißt es "Bühne frei!": am Samstag, 2. März, um 19 Uhr und am Sonntag, 3. März beginnt um 16 Uhr. Der Eintritt ist frei, um eine Spende wird gebeten.

 

Man darf auf das nächste Stück gespannt sein. Rueß: „So schnell geht mir der Stoff nicht aus!“

kj