Pfarrer in bewegten Zeiten

Ulrich Klein verabschiedet sich in den Ruhestand

Gütersloh. „Ich gehe mit einem weinenden und einem lachenden Auge auf den Herbst zu“, schreibt Pfarrer Ulrich Klein im Gemeindebrief der Ev. Kirchengemeinde Gütersloh mit Blick auf seinen Ruhestand, der im September beginnt. Am 28 August wird er um 15 Uhr im Gottesdienst in der Johanneskirche offiziell verabschiedet. Dann war er mehr als 33 Jahre in Gütersloh-Pavenstädt als Seelsorger tätig. 
Diese drei Jahrzehnte waren angefüllt mit vielfältigen Kontakten zu Menschen aller Generationen. Er traf sie im Ev. Kindergarten Johannes, in den Kindergottesdiensten, in Konfi-Kursen und im Konfi-Camp, bei Taufen, Trauungen und Beerdigungen, in den vielen Gottesdiensten, bei Geburtstagsbesuchen, bei der Begleitung von Kranken und Sterbenden sowie deren Angehörigen, in den Teams der Gemeindegruppen, sowie die Partner*innen in Tansania, die Mitreisenden der Gemeindereisen und viele mehr. „Diese Kontakte haben mich bereichert“, sagt er. 
Pfarrer Klein freut sich aber auch auf den neuen Lebensabschnitt, freut sich auf mehr Zeit für Tochter und drei Enkelkinder sowie auf Reisen. Seine Reiselust, so erzählt er, habe er im Studium entwickelt. Zwei Praktika gehörten in den 1980er Jahren dazu: Eines absolvierte er in „einer Gießerei vor Ort“, also in Bochum. Für das zweite, das Praktikum in einer Kirchengemeinde, flog er nach Japan. Dort lernte er eine ganz andere evangelische Kirche inmitten einer anderen Kultur kennen. „Das war eine prägende Zeit“, erinnert er sich. Heute ist er Mitglied im Tansania-Arbeitskreis (TAK) des Ev. Kirchenkreises Gütersloh; zum TAK wird er auch im Ruhestand –als Ehrenamtlicher – weiter gehören. 
Seine Reisen haben ihn in den vergangenen Jahren aber nicht nur in die Partner-Kirchenkreise Kyerwa und Murongo im Bezirk Karagwe im Nordwesten von Tansania geführt. Er erkundete unter anderem Israel und viele Länder in Asien, Afrika und Südamerika. Auf dem Programm stehen für den Herbst Reisen durch das Baltikum und nach Georgien – wenn Krieg und Pandemie es zulassen. Insgesamt ist er „neugierig und gespannt auf viele neue Erfahrungen.“ So wie er es vor 33 Jahren auch war. Tatsächlich schaut Ulrich Klein mit einem Erstaunen auf 33 Jahre in Gütersloh zurück. Als er am 01. Februar 1989 in Pavenstädt ankam, plante er nicht so weit im Voraus. Dann blieb er, denn er wollte die Kontakte vertiefen, die er hier schloss. 
Sein Blick in die Zukunft geht über die rein private Sicht hinaus, er guckt auch durch die professionelle Brille: Den Zukunftsprozess, mit dem sich die Kirchengemeinde Gütersloh unter den neuen Rahmenbedingungen der Landeskirche neu aufstellen muss, mitzugestalten, dazu ruft er die Gemeindeglieder auf. Und erinnert daran, welche Veränderungen man schon gemeinsam durchlebt und miteinander getragen habe; nennt z.B. die Abgabe der Lukaskirche vor 22 Jahren oder die Gründung der Region Mitte-West vor einigen Jahren. Er ermutigt dazu, nicht nur die Abschiede und Verluste zu sehen, sondern auch neue Chancen zu entdecken. Als stärkend empfindet er, dass die Gemeinde in den beiden bisherigen Jahren der Pandemie als Gesamtgemeinde gelernt habe, auf digitale Weise in Verbindung zu bleiben. Auf Grundlage dieser Erfahrungen guckt er auf den laufenden Prozess und ruft dazu auf: „Gehen Sie als Gemeindeglieder diesen Weg aktiv mit. Er wird sicher spannend sein.“ 
Über eines ist er sich für den Gemeindeprozess sicher: „Teamarbeit ist wichtig. Gemeinsam erreichen wir mehr Menschen und inhaltlich mehr.“ Gemeinde, sagt er, funktioniere nur durch die Vielfalt der Gaben aller Gemeindeglieder. Er meint das generationenübergreifend von der Kinder- und Jugendarbeit, über die Arbeit für und mit Familien sowie Arbeit für und mit Senior*innen.          (fra)