„Wir haben mehr zu bieten!“

Ehrenamt: Sabine Vollmer wurde als Prädikantin in Sennestadt eingeführt

Andreas Josefowitz, Sandra Kochsiek, Volker Gravemeier, Sven Besserdich, Sabine Vollmer, Dieter Hase, Christian Heine-Göttelmann, Dieter Stier, Thomas Ehrenberg und Susanne Arndt-Zygar (v.l.). Foto: Kerstin Jacobsen

Sennestadt.  „Endlich kann ich tun, was ich gelernt habe!“ Für Sabine Vollmer hat sich ein Kreis geschlossen. Die 44-jährige Lehrerin wurde jetzt mit einem Gottesdienst in der Jesus-Christus-Kirche als Prädikantin eingeführt. Damit dürfte sie in der Evangelischen Kirche von Westfalen die erste sein, die dieses Ehrenamt mit dem Hintergrund einer abgeschlossenen theologischen Ausbildung antritt.

 

Im Rahmen der Feier beauftragte Superintendent Christian Heine-Göttelmann Vollmer mit dem Dienst der öffentlichen Verkündigung des Wortes Gottes. Zugleich gab er zu bedenken: Ihr Amt sei ein Ehrenamt und könne keine weggefallene Pfarrstelle ersetzen. Mit Unterstützung der Pfarrer Volker Gravemeier und Thomas Ehrenberg sowie von Presbyterinnen und Presbytern segnete der Superintendent die Prädikantin für ihren Dienst. Für einen würdigen musikalischen Rahmen des Gottesdienstes mit Abendmahl sorgten Dmitri Grigoriev und die Schola der Gemeinde.

 

Sabine Vollmer stammt aus Bielefeld-Ubedissen und hat an der Kirchlichen Hochschule Bethel sowie den Universitäten in Hamburg, Heidelberg und Bochum Theologie studiert. Ihren Mann – Pfarrer Volker Gravemeier - lernte sie erst später kennen. Als sie nach dem Vikariat nicht in den kirchlichen Dienst übernommen wurde, studierte sie weiter und unterrichtet jetzt Deutsch und Religion an der Geschwister-Scholl-Schule in Detmold. „Ihr langer Atem ist Ihnen anzurechnen“, so der Superintendent anerkennend. Auch ihre Berufserfahrungen seien wertvoll für ihr neues Ehrenamt.

 

Um wahre und falsche Propheten, die Macht wie Unverfügbarkeit Gottes geht es in den Worten Jeremias (Kapitel 23, 16-29), die Sabine Vollmer in ihrer Predigt auslegte. Alle Christinnen und Christen seien aufgefordert, sich am Wort Gottes zu orientieren und wie der Prophet Jeremia die Stimme gegen Unrecht zu erheben. So könne man sich nicht unkritisch etwa an der Übertragung der Fußball-Europameisterschaft aus der Ukraine freuen, wo „Menschenrechte mit Füßen getreten werden“.

 

„So lange die eigene Mannschaft gewinnt, ist alles gut?“, so Vollmer. „Nein, da haben wir mehr zu bieten!“ Das Wort Gottes wolle wie Feuer „in Brand setzen“, wie ein Hammer zerschlage es „Mauern, die wir zwischen uns aufgerichtet haben“.

 

„Wie schön, dass Sie jetzt doch predigen dürfen“, so Susanne Arndt-Zygar, die als erste weibliche Prädikantin im Namen des Presbyteriums willkommen hieß. Sie freue sich besonders über die „neuen Töne einer Frau in der recht männlich geprägten Gemeinde“. Sabine Vollmer wiederum gab ihrer Freude Ausdruck, das vielfältige gottesdienstliche Angebot bereichern zu dürfen.

kj