Vom Lesen zum Verstehen

Fortbildung für Presbyterinnen und Presbyter im Bibeldorf Rietberg

Theologie zum Anfassen im Bibeldorf. Foto: Annette Jakob

Kirchenkreis/Rietberg. Viele Presbyterinnen und Presbyter aus dem evangelischen Kirchenkreis Gütersloh nahmen jetzt an einer theologischen Fortbildung teil. Superintendent Christian Heine-Göttelmann begrüßte sie herzlich im Bibeldorf Rietberg und begann gemeinsam mit ihnen die die Tagung.

 

Unter dem Motto „Verstehst du auch, was du liest?“ stellte er die Geschichte von der Begegnung des Philippus mit dem Schatzmeister der äthiopischen Königin Kandake vor (Apostelgeschichte 8, 26-39). Heine-Göttelmann setzte Impulse zum eigenen Nachdenken: Viele Menschen fragten erst am Ende ihres Lebens, welche Werte sie gelebt hätten und was ihnen das Wichtigste sei. Die Presbyterinnen und Presbyter lud er ein, diese Fragen zu stellen und Hilfe anzunehmen, um sprachfähig zu bleiben.

 

Unter Führung von Pfarrer Dietrich Fricke tauchten die Teilnehmenden in Welt und Umwelt der Bibel ein. Dabei erfuhren sie unter anderem, warum ein Buch „aufgeschlagen“ und „geschlossen“ wird: Fricke präsentierte ihnen eine dicke niederländische Bibel von 1648, deren Seiten ein Schließmechanismus aus Metall zusammenpresste. Um das Buch zu öffnen, versetzte Fricke ihm einen kräftigen Schlag mit der Faust – er schlug es auf.

 

Am topografischen Modell des nahen Ostens erläuterte der Pfarrer biblische und geschichtliche Hintergründe der Zeit um Christi Geburt. Die Gäste erfuhren auch, dass der tiefste begehbare Punkt im Toten Meer 412 Meter unter dem Meeresspiegel liegt. Spannend war das neue archäologische Lehr-Grabungsfeld des Bibeldorfs. Hier werden Scherben, Perlen und auch ein Skelett im Erdreich versteckt. Schülergruppen graben sie wieder aus und lernen so die archäologische Arbeit praktisch kennen. Nebenan sind Grundmauern eines Wohnhauses mit einem steinernen Türpfosten aus der Mitte des zweiten vorchristlichen Jahrtausends nachgebildet. Das Original wurde bei Ausgrabungsarbeiten auf einem Hügel in Jordanien entdeckt, der über Jahrtausende immer wieder besiedelt wurde.

 

Im biblischen Museum erhielten die Presbyteriumsmitglieder anhand von Exponaten einen Einblick in die antike Götterwelt und die Entwicklung der monotheistischen Religionen. Ihrer Aufmerksamkeit empfahl Fricke auch die „Vitrine der Vitrinen“. Ein nach dem römischen Kriegsgott „Mars“ benannter Schokoriegel oder „Götterspeise“ zeigten, wie mit „Gottheiten“ heute Geschäfte gemacht werden. Im untersten Fach mahnte ein Spruch Martin Luthers: „Woran Du nun Dein Herz hängst, und worauf Du Dich verlässt, das ist eigentlich Dein Gott.“

Angelika Grünheid