Wunderbares Osterlachen

Start der Ökumenischen Reihe „Schatztruhe Kirchenlieder – geöffnet für Leute von heute

Markus Titzeck, Erika Engelbrecht und Ullrich Felchner (von links). Foto: Kerstin Jacobsen

Gütersloh.  Wieder hat der Förderverein Historische Kirchen im Stadtzentrum Gütersloh die „Schatztruhe Kirchenlieder“ geöffnet. In der ökumenischen Reihe geht es 2012 um „Lob, Dank, Anbetung in Liedern aus vier Jahrhunderten“. Der Förderverein veranstaltet sie in Zusammenarbeit mit der Evangelischen und katholischen Kirchengemeinde sowie der Landeskirchlichen Gemeinschaft Gütersloh. Knapp 30 Interessierte lauschten in der Apostelkirche dem Auftakt mit Michael Weißes „Gelobt sei Gott im höchsten Thron“ aus dem Jahr 1531.

 

Ullrich Felchner freute sich darüber, die Reihe dank großzügiger Spenden bereits im sechsten Jahr ohne finanzielle Probleme anbieten zu können. Der Vorsitzende des Fördervereins übernahm die zeitgeschichtliche Einordnung. Michael Weiße (1488 bis 1534) lebte in Böhmen, wo zuvor der 1415 als Ketzer verbrannte Jan Hus die Kirche kritisiert hatte. Der Franziskanermönch Weiße schloss sich unter Einfluss der lutherischen Lehre ab 1518 den Böhmischen Brüdern an. Martin Luther, so Felchner, habe Weiße als „trefflichen deutschen Poeten“ gewürdigt. Beiden sei es wichtig gewesen, Gott in deutscher Sprache zu loben – zuvor war Latein die Kirchensprache. „Gelobt sei Gott im höchsten Thron“ habe Weiße in ursprünglich 20 Strophen für sein 1531 erschienenes Gesangbuch mit 157 Liedern verfasst: „Es war das einflussreichste Gesangbuch seiner Zeit.“

 

Die dem Lied zugeordnete Melodie von Melchior Vulpius aus dem Jahr 1609 erläuterte Organist Markus Titzeck. Der Komponist habe in Schleusingen und Weimar als Kantor gewirkt. Seine vierstimmig angelegte Melodie sei für die Entstehungszeit sehr modern gewesen. Einem Tanz ähnlich, vollziehe sie schwungvoll Gottes Abstieg zur Erde nach. Ungewöhnlich sei auch eine Stimmkreuzung, bei dem die Altstimme die des Soprans übersteige. Im „Halleluja“ finde sich ein Nachhall des seit dem Mittelalter bekannten „Osterlachens“. Ursprünglich sei „Gelobt sei Gott im höchsten Thron“ jedoch mit einer Melodie des 14. Jahrhunderts gesungen worden, die heute zum Lied „Erstanden ist der heilig Christ“ gehört.

 

Das „Osterlachen“ nahm Erika Engelbrecht bei ihrer Betrachtung des Liedtexts auf: „Zu Ostern wurden im Gottesdienst Witze erzählt, der Tod durfte verlacht werden. Wie wunderbar!“ Der Liedtext gebe in Kurzform die Ostergeschichte wieder, wie sie das 28. Kapitel des Matthäusevangeliums überliefere. Angesichts des Liedverses „Verleihe, was uns selig ist“ fragte die Pfarrerin: „Wo finde ich Seligkeit?“ Für manche Menschen sei es die Gewissheit, auch in schwerer Zeit vom Glauben getragen zu werden, für andere der Einsatz für ihre Mitmenschen oder zur Bewahrung der Schöpfung. Die befreiende Osterbotschaft Jesu nehme die Menschen damals wie heute in die Pflicht: „Sie verändert uns und befreit uns dazu, die Lebendigkeit des Auferstandenen in die Welt zu tragen.“

 

Das nächste Mal wird die Schatztruhe Kirchenlieder am Mittwoch, 30. Mai geöffnet. Ab 18 Uhr geht es in der Apostelkirche um „Nun danket alle Gott“ von Martin Rinckart (um 1603). Neben Ullrich Felchner und Markus Titzeck referiert Prediger Daniel Seyfried von der Landeskirchlichen Gemeinschaft Gütersloh. Der Abend steht allen Interessierten offen, der Eintritt ist frei, Spenden willkommen.

kj